Am Graben, Prag

Am Graben ist die bedeutende Einkaufs- und Promeniermeile Prags. Sie verläuft zwischen dem Pulverturm 81 und "Brückl" (Můstek) am unteren Ende des Wenzelplatzes. Die Straße hat ihren Namen nach dem Wassergraben, der sich bis 1816 an dieser Stelle befand und die Altstadt von der Neustadt 97 trennte. Der Wassergraben wurde 1230 errichtet und 1760 wieder zugeschüttet.

Das "Brückl" am Wenzelplatz

Einkaufs- und Promeniermeile "Am Graben"

Einst trennte hier ein Wassergraben die Alt- und die Neustadt

Im 18. Jahrhundert standen Am Graben eine Reihe von Adelspalais. Das Palais Prichowsky, das sich schräg gegenüber vom Pulverturm 81 befindet, ist ein Zeugnis dieser Zeit. Es war seit 1873 das gesellschaftliche Zentrum der Prager Deutschen und wird daher auch das "Deutsche Haus" genannt. In dem klassizistisch umgebauten Barockpalais trafen sich viele deutsche Vereine. Berühmte Dichter lasen im Spiegelsaal des Palais Prichowsky aus ihren Werken, darunter Detlev von Liliencron, Rainer Maria Rilke und Gerhard Hauptmann. 1895 besuchte die Friedenskämpferin Bertha von Suttner Prag und hielt einen Vortrag im "Deutschen Haus".

Der historische Pulverturm

Nach der Gründung des unabhängigen tschechischen Staates durfte das "Deutsche Haus" seinen Namen nicht mehr tragen. Es blieb nur das dazugehörige Gasthaus unter dem Namen "Restaurant 26" übrig, benannt nach der Hausnummer Am Graben. Während der sozialistischen Zeit wurde das Restaurant 1945 in "Slawisches Haus" umbenannt.

Im 19. Jahrhundert wurde die Straße Am Graben mit ihren barocken Adelssitzen zu einer Flaniermeile mit Geschäften für den gehobenen Anspruch, Hotels, Clubs und vornehmen Kaffeehäusern. Zu erwähnen ist hier das berühmte Café Continental. Zu der Zeit, als das Haus gebaut wurde, war der Graben eine Flaniermeile für das meist deutsch-jüdische Großbürgertum und für Studenten. Die heutige Nationalstraße südlich des Wenzelsplatzes hingegen galt als tschechisches Gebiet.

Die Tschechische Nationalbank in der Prager Neustadt

Der "deutsche" Charakter der Straße wurde durch den Abriss des besten Prager Hotels "Blauer Stern" weiter verbannt. An dieser Stelle wurde 1938 die Tschechische Nationalbank erbaut. Sie ersetzte damit die zwei traditionsreichen Hotels "Blauer Stern" und das "Schwarze Ross". Einst logierten dort prominente Gäste wie Hector Berlioz, Richard Wagner, Fjodor Dostojewski oder Carl Spitzweg. Im Hotel "Zum Blauen Stern" wurde Geschichte geschrieben, als Kaiser Wilhelm und Fürst Bismarck hier am 23. August 1866 den Prager Frieden unterzeichneten.

Auch das ehemalige Piaristengymnasium befindet sich Am Graben 86. Berühmte Persönlichkeiten wie Bernard Bolzano, Franz Werfel, Max Brod, Rainer Maria Rilke oder Karel Hynek Mácha gingen hier auf die Schule.